Höllenritt durch die Schweizer Berge

Höllenritt durch die Schweizer Berge

Die TORTOUR 1.000 Kilometer und 14.000 Höhenmeter – ein Ötztaler Radmarathon dreifach nonstop

Ultraevents sind eine eigene Welt. Unverständlich für den Nichtsportler, unvorstellbar für jeden der einen Lauf-Marathon oder den Ötztaler Radmarathon absolviert hat. Verrückt, nicht normal, jedoch absolut faszinierend, wenn man einmal in diese Welt eingetaucht ist!

Neugierig gemacht? Hier ist das Abenteuer von Stefan Anthenien und der Tortour Schweiz 2019.

Die TORTOUR ist ein ganz besonderes Rennen: Mit Start und Ziel in Schaffhausen führt die Strecke über rund 1.000 Kilometer rund um die Schweiz und über mehrere Alpenpässe mit insgesamt 14.000 Höhenmetern. Einzelfahrer und Teams können sich für dieses Abenteuer melden. Tag und Nacht kämpfen die Teilnehmer und ihre Betreuer bis sie nach 32 bis 48 Stunden endlich wieder das Ziel erreichen. Der Lohn für diese Strapazen ist ein unvergessliches und tief beeindruckendes Abenteuer.

Die Vorbereitung:

Mit einem leichtsinnigen: „Einfach mal antreten“ kommt niemand weit. Die Tortour verlangt eine lange und akribische Vorbereitung. Das Training muss strukturiert und geplant sein, nicht einfach ein Drauflosradeln, je mehr desto besser, da muss richtig System dahinterstecken und die Grenzen, was Puls und Wattleistung betrifft, müssen genau bekannt sein. Auch die sorgfältige Auswahl der Crew Mitglieder, die Rennstrategie mit dem Wechsel der Betreuer, das Material und die Verpflegung sind entscheidend. Über allem jedoch steht eine außergewöhnliche körperliche und mentale Stärke.

Lassen wir Stefan Anthenien selbst erzählen!

Das Training:

Zu meiner Situation ist folgendes zu sagen: Als 2-facher Familienvater arbeite ich in Vollbeschäftigung als Teamleiter in einem Elektrounternehmen in Wallis in der Schweiz. Nebenbei unterrichte ich zusätzlich fünf Lektionen pro Woche an der Berufsfachschule. Wie ihr seht, muss und musste ich meine Zeit perfekt einteilen, damit ein Training überhaupt möglich ist. Unumgängliche Voraussetzung dafür war die volle Unterstützung meiner Familie und meiner Kollegen, die mein großes Abenteuer überhaupt erst möglich machten.

Nach meinem ersten Ultra-Event, dem Race Across Italy im April 2019, bei dem ich den dritten Platz belegte, folgte im Mai ein Monat mit viel Regeneration. Ich bin rund 45 Stunden auf dem Rad gesessen. Im Juni wurde das Training dann wieder gesteigert, die Trainingszeit betrug rund 70 Stunden und im Juli kam dann noch eine Steigerung auf 90 Stunden.

Das Training war abwechslungsreich, einmal bergig und einmal wieder flach, auch Tempo Training war inkludiert. Selbst in den letzten zwei Wochen im Juli während der Familienferien in Dänemark durfte das tägliche Training nicht fehlen. Die letzten 14 Tage vor dem Rennen im August war dann Erholung angesagt. Obwohl der Trainingsaufwand und die Vorbereitung aufs Rennen bedingt durch die Familienferien in Dänemark nicht zu 100% ideal waren, war ich guter Dinge die Tortour zu bestehen. Somit war ich bereit zur Tortour anzutreten.

An dieser Stelle habe ich einen Tipp für euch alle: Trainiert nicht einfach nach Lust und Laune, das Training muss seriös aufgebaut sein, so dass der Nutzen möglichst groß ist. Ein überaus häufiger und letztendlich entscheidender Fehler ist das Ignorieren von Pausen. Gib deinem Körper doch auch die Zeit, die er benötigt, um sich zu erholen! Denn nur in den Regenerationsphasen wirst du besser!

Das Betreuerteam:

Ein eingespieltes und erfahrenes Betreuerteam ist absolut entscheidend für das Gelingen eines Ultracycling Events.

Insgesamt hatte ich sechs Betreuer im Einsatz, telefonisch stand zusätzlich meine Ernährungsberaterin Andrea Hofmann bereit, was sich später als sehr wichtig herausgestellt hat. Innerhalb des Betreuerteams sollte eine wirklich gute und erfahrene Bezugsperson das Kommando übernehmen. Ohne die volle Unterstützung eines eingespielten Teams ist es kaum möglich ein derartiges Abenteuer zu überstehen. An dieser Stelle ein rießen großes Kompliment an meine Betreuer, es war unglaublich, was sie in diesen gut 42 Stunden für mich geleistet haben!

Die erste Crew in Schaffhausen bestand aus Zenhäuserm Andreas (der TeamChef) seiner Frau Elfride und meinem Schwiegervater Werlen Josef. Die zweite Crew aus meiner Frau Elisabeth, den Kollegen Furrer Erwin und Hofmann Pascal. Der Wechsel war für die Rennmitte geplant. Wie es dann mit der Betreuung abgelaufen ist, könnt ihr später noch im Rennbericht lesen.

Die Verpflegung:

Nach dem RAI (Race Across Italy 2019) habe ich mich für einen neuen Partner bezüglich Sporternährung entschieden und mit Andrea Hofmann von HOFMANN Sportdrinks eine ideale Lösung gefunden. Das Konzept basiert auf der Einnahme reiner Flüssignahrung gestützt auf Hofmann´s Erfahrungen im Ultrabereich.

Die Zufuhr von Flüssigkeit und Energie ist ein zentraler Punkt, besonders für ein Ultraevent, denn ohne optimalen Treibstoff läuft und radelt nichts, genauso wie ein Auto steht wenn der Sprit ausgeht. Aber weit mehr muss diese Nahrung extrem verträglich sein und keine unnötigen sowie störenden Zusatzstoffe enthalten. HOFMANN ultra race und HOFMANN gel extreme haben sich bereits bei Steff Wagners 10fach Ötztal Radmarathon 2018 und für Thomas Jaklitsch während seines Race across Europe bewährt.

Der Prolog:

Am Mittwoch gegen Nachmittag begaben sich mein Teamchef und ich nach Schaffhausen wo wir gegen Abend ankamen, Wohnung beziehen, Material ausladen und ein leckeres Abendessen standen auf dem Programm. Nicht zu spät ins Bett, denn von Schlaf kann in nächster Zeit kaum die Rede sein. Vor dem Race Across Italy im April konnte ich sehr gut schlafen, was nun vor der Tortour durch die Anspannung nicht mehr gelang, mein Schlaf wurde immer schlechter. Ich konnte nicht mehr wirklich herunterfahren und entspannen, die Nächte wurden kürzer und kürzer und die so notwendige Erholung war unvollkommen. Ein Punkt, den ich später noch schmerzlich zu spüren bekam.

Am nächsten Morgen stand das Check-In mit der Rad und Pace Car Inspektion auf dem Programm. Alles verlief nach Plan, es gab keinerlei Probleme und ich konnte mich seriös auf den Prolog am Nachmittag vorbereiten.

Nun war es soweit, das erste Mal durfte ich meine Rennutensilien anziehen, um in meinem Heimatland Schweiz an einem Ultraevent teilzunehmen. Der Prolog ist ein kurze, aber intensiver Sprint mit Höhenmetern. Wie aus der Rangliste ersichtlich ist gab ich nicht Vollgas, was mir einen Startrückstand von 4.5 Minuten einbrachte, absolut vernachlässigbar angesichts der bevorstehenden 1000 Kilometer.

Nach dem Absolvieren des Prologs begaben wir uns wieder zurück in die Wohnung. Etwas Essen, das restliche Material noch bereitstellen und der Versuch noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Der Start wird kurz nach Mitternacht sein. Gegen acht Uhr begab ich mich nochmals ins Bett, jedoch von wirklichem Schlaf war keine Rede…….Zu viel geisterte in meinem Kopf herum:

Was kommt da auf mich zu? Kann ich die 1000 Kilometern schaffen, wie verkrafte ich die über 14`000 Höhenmeter, war die Vorbereitung ideal, was mache ich hier überhaupt…? Das und noch Vieles mehr beschäftigte mich diese Stunden im Bett und verdrängte den Schlaf.

Das Rennen:

Kurz nach 23 Uhr weckte mich die Crew, jetzt wird es ernst, es geht los! Wir begaben uns zur IWC Arena in Schaffhausen, noch einige Minuten warten, ein letzter Rennrad Check und rauf auf die Startrampe.

Ich ging an zehnter Stelle ins Rennen, alleine und nur mit einer guten Stirnlampe ausgerüstet fuhr ich in die stockdunkle Nacht. Der Start war relativ schnell, und alles lief vorerst gut.

Die erste Etappe über 48km und 381HM war verhältnismäßig flach und das Tempo hoch, erst nach einiger Zeit fand ich meinen Rhythmus. Auch die zweite Etappe nach Oberriet war eben und außer ein wenig Regen schien alles gut zu laufen. Ich hatte nicht das Gefühl nach der Notwendigkeit meine Regensachen über zu ziehen, was sich später übel rächte – ich machte meinen ersten großen Fehler! Zu diesem Zeitpunkt überholte ich bereits die ersten Fahrer bevor es auf den Kerenzerberg ging und der erste Pass, der Klausenpass auf dem Programm stand.

Alles schien bestens. Der Klausenpass war wie erwartet ein langer Aufstieg, in welchem ich sehr gut Zeit und Ränge gutmachen konnte. Oben angekommen war ich bereits unter den ersten Drei. Da fuhr mir durch den Kopf: war ich zu schnell gestartet? Nein ich fühlte mich wirklich super und anhand der Puls- und Wattzahlen war alles im grünen Bereich. Dieser Abschnitt mit 75km und 2474HM war bisher der Anspruchsvollste und ich war sehr froh ihn so erfolgreich bewältigt zu haben. Rasch die gute Bekleidung überziehen und es runter nach Bürgeln rollen lassen.

Roger Nachbur, einer der ganz Großen im Ultracycling, kam in Sicht und lag während der Anfahrt zum Susten Pass immer nur gut 100 Meter vor mir. Ein großer Moment und unglaublich motivierend! Wir fuhren beide in etwa den gleichen Rhythmus, es lief gut, die Flüssignahrung von HOFMANN Sportgetränke gab mir immer wieder einen Energieschub. Dann endlich in Wassen angekommen, begann der große Anstieg zum Susten Pass. Roger und ich fuhren lange dasselbe Tempo, bis ich kurz vor dem steilsten Anstieg die Führung übernehmen konnte. Nach 45km und 2560HM dieser Bergetappe überquerte ich als erster den Susten Pass – ein unglaublicher Glücksmoment!

Rasch wieder arme Kleider anziehen und weiter in Richtung Interlaken, mit 64km und 1317Hm allerdings nicht nur talabwärts, sondern immer wieder auch bergauf. Dann kam der erste Dämpfer, ich verspürte ein leichtes Ziehen in der linken Wade. Was war los, ich kannte diesen Schmerz nicht, nach fast 400km durfte es doch noch nicht sein, das mir etwas weh tat! Bis zu diesem Zeitpunkt war meine Crew zwar sehr beschäftigt, aber noch vor keine besondere Aufgabe gestellt worden.

Nun kam eine riesige Überraschung, vollkommen unerwartet und einer der schönsten Momente während der langen Fahrt: meine beiden Kinder Jael und Gian standen an der Strecke mit einem aufmunternden und motivierenden Plakat.  Es war wunderschön meine kleinen, und doch größten Fans an der Streck zu sehen!

In Interlaken stieß meine Frau zur Crew, Josi verlies uns und Pascal und Erwin fuhren noch nach Wiggen um dort den Rest des Teams auszutauschen. 

Die nächste Etappe führte über den Beatenberg, der mit 80km und 2900Hm seine Tücken hatte. Nach einem steilen Aufstieg zu Beginn ziehen sich die Kilometer noch endlos in die Länge bis man endlich den höchsten Punkt erreicht hat.

Roger und ich fuhren in etwa demselben Tempo den Berg hoch. Jedoch meinen Wadenproblem machte mir immer mehr zu schaffen. Wir hatten aber schon einen relativ komfortablen Vorsprung auf den Rest der Konkurrenz. Nach der Hälfte des Anstiegs wurden die Schmerzen immer stärker, es fühlte sich an, als ob jemand ständig mit einem Messer in die Wade stechen würde. Ich entschied mich für eine Pflegepause, in der mir die Betreuer Eis auf die Stelle auflegten. Ein übler Gedanke fuhr mir durch den Kopf: Jetzt ist es gelaufen, so kann ich unmöglich noch ganze 600 Kilometer weiterfahren.

Nach zirka 20 Minuten Pause, versehen mit einem Flektorpflaster, setzte ich mich wieder aufs Rad. Es war vermutlich die Nässe der ersten Nacht, die meiner Wade so zugesetzt hatte und nun den unangenehmen Schmerz auslöste. Mit dem linken Bein war es kaum möglich Druck auf die Pedale zu bringen. Allein meinen Betreuern war es zu verdanken, dass ich überhaupt weitergefahren konnte.

In Wiggen angekommen, wechselte der Rest meines ersten Betreuerteams. Andreas und Elfride mussten sich dringend ausrasten, sie nahmen das zweite mit Matratzen ausgestattete Betreuerauto, und suchten sich einen Platz irgendwo in der Schweiz, um über Nacht ein wenig zu schlafen. Der Plan war, dass sie am Samstagmorgen wieder zum Team stoßen würden.

Die nächste Etappe führte von Wiggen nach Zollikofen und es lief wieder besser, der Schmerz in der Wade hielt sich in Grenzen und die kleinen Aufstiege bereiteten mir weitaus weniger Mühe.

Die Timestation in Zollikofen war erreicht, meine Unterschrift geleistet und weiter ging es Richtung Cheyres. Alles lief im Moment wieder richtig gut. Der Abstand zu Roger, dem Führenden war ziemlich konstant, auch nach hinten hatte ich stets rund 35 Minuten Vorsprung. Jetzt waren wir definitiv in der zweiten Nacht angekommen, Weste und Beleuchtungsmaterial wurden montiert und die Fahrt ging Richtung Grenchen Berg. Der Anstieg war brutal, teils über 15% Steigung taten nach so vielen Kilometern weh. In La Chaux-de-Fonds angekommen hatte ich über 40 Minuten Vorsprung auf den Drittklassierten. Die letzten 24 Stunden hatten die ersten Strapazen hinterlassen, trotzdem fühlte ich mich noch einigermaßen gut. Auf dem Jura Hochgebirge ging es vorerst hügelig dahin bis zur Abfahrt zum Bielersee. Diese Abfahrt bei Nacht war extrem kalt und die Straße äußerst schlecht, Kies, Rollgitter usw. verlangten in der Dunkelheit äußerste Konzentration. Trotzdem konnte ich einen Vorsprung von 50 Minuten herausfahren. In Biel tauchten überraschend Andreas und Elfride an der Timestation auf, wo sie einen Platz zum Schlafen gefunden hatten. Mein aktuelles Begleitauto hatte ich irgendwo in der Stadt Biel verloren, mein Handy war im Auto zum Aufzuladen, ein absolutes No-gow! Daher musste ich warten, bis auch meine Crew die Stelle fand. Allerdings war dies die Gelegenheit mich ein wenig zu erholen.

Auf der nächsten Etappe von Biel nach Saignelegier, 69km und 1800Hm, machten sich die Anstrengungen nun wirklich bemerkbar, die Wade begann wieder zu schmerzen. Und dann kam ein weiteres Problem hinzu: In Saignelegier konnte ich nicht widerstehen mir einen Kaffee mit viel Sahne zu gönnen. Ein Fehler mit dramatischen Folgen! Mein Magen reagierte so heftig, dass ich in den nächsten Stunden fast nichts mehr zu mir nehmen konnte. Wie sollten die bevorstehenden 300km ohne Energiezufuhr bewältigt werden – unmöglich!

Die Schmerzen in der Wade während der letzten Stunden zwangen mich in eine nicht ideale Sitzposition und die Nässe der ersten Nacht hatte meinem Gesäß arg zugesetzt. Dass die Verpflegung nicht mehr funktionierte gab mir fast den Rest, Bedingungen, die die kommenden 10 Stunden zu einem wahren Höllenritt werden ließen. Denn es stand der Jura mit seinen legendären Kurzaufstiegen mit bis zu 25% Steigung bevor, die mit einem Straßenrad in ausgeruhtem Zustand kaum zu bewältigen sind. Radfahren kann so schön sein, aber hier war es nur mehr eine Qual! Erwin lief in den Aufstiegen neben mir her, die Crew gab ihr bestes und stand immer wieder am Straßenrand und feuerte mich an. Die Beine schmerzten, das Gesäß war wund und ich konnte nichts mehr zu mir nehmen. Als logische Folge entstanden Krämpfe, und ich musste viel Tempo herausnehmen, um nicht bei jedem kleinen Aufstieg einen Krampfanfall zu bekommen.  Elisabeth hatte sich bereits vor einiger Zeit intensiv mit Andrea Hofmann in Österreich in Verbindung gesetzt und eine Reihe von Anweisungen erhalten, die mich letztendlich retteten. Meine Crew stellte das Ernährungskonzept um, hochdosierte Gels schafften es meinen Energiemangel auszugleichen und die Krämpfe zu beseitigen. Die Gels wurden im Auto für mich bereitgestellt. Meinen Begleitern gelang das Kunststück unterwegs irgendwo eine Waage aufzutreiben, die für die exakte Dosierung der Pulver notwendig war. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Andrea und HOFMANN Sportgetränke für den großartigen Support! Ohne das Einbringen ihrer Erfahrungswerte wäre ich wohl nicht weitergefahren!

Informiert über meine Probleme stieß auch mein Schwiegervater Josi wieder zum Team. Er organisierte eine Magnesium Salbe und wurde von Andreas und Elfride in der Nähe von Balsthal abgeholt.

Aber die nächste Aufregung ließ nicht lange auf sich warten: Irgendwo in der Nähe von Balsthal war ich plötzlich alleine unterwegs, die Begleiter hatten offensichtlich einen anderen Weg gewählt…. wer von uns war wohl auf dem richtigen Weg? Die Crew nahm an, ich hätte mich verfahren und Andreas kontaktierte die Jury. Diese erkannte anhand des Trackers, dass ich richtig unterwegs war, ja auf den Garmin Edge1030 ist eben Verlass J !

Endlich die Ankunft an der nächsten Timestation: Da stand der VW Sharan, mein Begleitfahrzeug mit den Luftmatratzen, Velo parkiert und bevor die Begleiter es mitbekamen, lag ich schon auf der Luftmatratze. Rennende, für mich ist Schluss und Aus, ich will jetzt nur noch schlafen. Die letzten Tage mit Schlafmangel machten sich jetzt schwer bemerkbar. Elfride, die gute Fee, redete mir einen Moment gut zu bis meine Frau kam zum Auto und sagte: «so en Scheiss machsch mer afa nieme». Das wirkte! Schweinesauer saß ich in Kürze wieder auf dem Rad und fuhr wie wild weiter. Vorerst ging es ein wenig flach, gottseidank, aber die zweitletzte Etappe brachte immer wieder kurze knackige Aufstiege.

Dann kam der Punkt an dem ich die Schnauze wirklich gestrichen voll hatte, diese Sch….Aufstiege, ich legte mein Rad in die Wiese und mich daneben. Die Betreuer sagten sich, der kommt dann schon wieder, sie waren einigen Meter voraus. Dem war aber nicht so bis mein Teamkapitän Andreas zu mir zurückkehrte. Aufstehen, aufs Rad steigen und einfach fahren, egal wie schnell, aber einfach fahren und nicht mehr absteigen. Ich war nur mehr am Reklamieren.

Aber ich fuhr wieder, nur die Crew öffnete am Auto kein Fenster, sie hatten beschlossen meinem Jammern keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken J.

Nach weiteren körperlich Strapazen, Krämpfen und bleierner Müdigkeit, kam ich dann endlich zur letzten Time Station. Wie ein Wunder nach dem Horror der vergangenen 8 Stunden, die mehr aus Pflegen als aus Fahren bestand, konnte ich immer noch den dritten Platz halten!

Und irgendwie kam jetzt doch der Gedanke, Yes, du kannst es schaffen!

Nur mehr 44km und nochmals 614Hm fehlten bis ins Ziel. Dass musste doch reichen! Fast 1.5 Stunden Vorsprung auf den Viertplatzierten, der Podest Platz war in Griffnähe. Auf der letzten Etappe bekam ich wieder Gesellschaft von Teilnehmern, die in Teams fuhren. Immer wieder feuerten sie mich an, eine tolle, wunderbare Unterstützung, unglaublich wie der Zusammenhalt im Ultra-Sport funktioniert! Dann zum ersten mal sah ich wieder ein Plakat mit der Aufschrift Schaffhausen, was war das für ein Gefühl!

In Schaffhausen angekommen «durften» wir noch eine 17km lange Ehrenrunde rund um die Stadt absolvieren. Meine Crew verabschiedete sich nun von mir und fuhr zum Ziel IWC Arena. 17km einfach radeln, hunderte Gedanken im Kopf, unmöglich jetzt irgendetwas einzuordnen!

Ich versuchte die Kilometer durch Schaffhausen zu genießen, die Straßen waren fast leer, kein Mensch stand am Straßenrand, auf dem letzten Kilometer war ich in Begleitung von Töff Marshals.

Dann der große Moment, die Zieleinfahrt, ein unbeschreibliches Gefühl, Emotionen pur und überglücklich als dritter ins Ziel zu kommen!

Die Zeitnahme ist gestoppt. Jetzt im Vorraum der Arena warten, bis die Bühne frei ist.

… und das wohlverdiente Finnischer Bier…Nein geht gar nicht, noch verträgt mein Magen absolut nichts.

Einen Moment noch genießen wir alle das tolle Ambiente in der Arena. Anschließend war endlich Duschen angesagt und der Versuch etwas zu essen. Ich freute mich für mein Team das endlich ein leckeres Essen bekam, ich selbst blieb bei der nun gewohnten flüssigen Variante, zwei Aperol Spritz und ab ins Bett. Nächster Termin war Sonntagmorgen Brunch in der IWC Arena mit anschließender Siegerehrung, das war auszuhalten!

Nach einem guten Schlaf und angesichts des reichhaltigen Frühstücksbuffets hat endlich auch mein Magen wieder feste Nahrung vertragen und sogar das wohlverdiente Bier J.

DER GROSSE MOMENT:

Die Siegerehrung war ein großes Erlebnis:

3. Platzierter in der Kategorie Solo unter 50.

2. Platzierter in der CH-Meisterschaft im Ultracycling.

Ich war und bin unglaublich stolz und zufrieden, über das was ich in meiner ersten Saison im Ultracycling erreicht habe.

Ein großes DANKE an:

Meiner Familie, ohne ihre Unterstützung wäre das alles nicht möglich

Meinem Betreuerteam, ihr habt einen Wahnsinns Job gemacht

Meinen Lieben zuhause, welche während des Rennens unsere Kinder betreuten

Ken`s Bike Shop für den Support und die Räder

Hofmann Sportdrinks für die Verpflegung und die Betreuung während des Rennens

Giant Swiss

Xentis Wheels

IED Swiss

Christoppark Fitness

Burgener Sonja Physio